Saalfelden
Thomas Rieder (1911 – 1943)
Thomas Rieder wurde am 26. September 1911 in Saalfelden geboren und römisch-katholisch getauft. Er war Sohn eines Bahnarbeiters und hatte 10 Geschwister. Er hatte keine abgeschlossene Schulbildung. Bis zu seinem achten Lebensjahr lebte er bei seinen Eltern und besuchte zwei Jahre lang die Volksschule in Gerling.
Bereits mit acht Jahren begann er in der Landwirtschaft zu arbeiten und blieb bis zu seinem 20. Lebensjahr beim Grubbauern bei Saalfelden tätig. Danach wechselte er mehrfach den Arbeitgeber, bevor er 1936 als Melker im Stift St. Florian anfing. Zwei Jahre später übernahm er eine ähnliche Tätigkeit bei einem Bauern in Volkersdorf, Oberösterreich. Da das Einkommen als Melker zu gering war, nahm Thomas Rieder 1939 eine Stelle in einem Steinbruch (Diobas) in Saalfelden an. Nach einem Jahr hielt er die Arbeit dort für unzumutbar und wechselte zu einer Baufirma (Firma Wagner und Biro) in Saalfelden. Nach sechs Wochen verließ er auch diese und arbeitete drei Wochen als Knecht bei einem Bauern, bevor er den Sommer 1940 als Senner auf der Haiderbergalm verbrachte. Im Dezember 1940 wurde er zum Wehrdienst nach Brannenburg bei Rosenheim einberufen, allerdings nach fünf Tagen wegen einer Knieverletzung wieder entlassen und sein Einberufungsbefehl für sechs Monate zurückgestellt.
Tauchte nach Verletzung unter
Rieder kehrte zurück in die Gegend um Saalfelden, gab allerdings seinen ständigen Wohnort auf und tauchte unter. Wegen verschiedener Diebstähle wurde er am 16. Juli 1941 festgenommen und zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. In diesem Strafverfahren wurde auch der Verdacht auf Wehrdienstentziehung geäußert, da sich Thomas Rieder nach seinem Aufenthaltswechsel nicht beim Wehrmeldeamt gemeldet hatte. Da er angab nicht gewusst zu haben, dass man sich bei einem Aufenthaltswechsel melden müsse, wurde er zunächst lediglich von der Staatsanwaltschaft Salzburg schriftlich belehrt. Er behauptete außerdem, seinen Wehrpass verloren zu haben, was sich später als Schwindel herausstellte. Nach Verbüßung seiner sechsmonatigen Strafe, meldete er sich trotz Belehrung erneut nicht und tauchte unter dem falschen Namen „Gruber“ wieder auf verschiedenen Almen unter. Am 24. März 1942 wurde er erneut wegen Diebstahlverdachtes verhaftet.
Aus Arbeitsanstalt geflohen
Er wurde zu einer 22-tägigen Haft verurteilt und eindringlischst verwarnt und auf die Strafe bei Unterlassung der Anmeldepflicht beim Wehrmeldeamt aufmerksam gemacht. Direkt an die Haft anschließend wurde er in die Arbeitsanstalt Frauenberg an der Enns eingewiesen, in der er als Fürsorgearbeiter bei der Reichsbahn tätig war. Nach dreimonatigem Aufenthalt floh Rieder und verbrachte die Zeit bis zur neuerlichen Verhaftung am 17. März 1943 auf Almen in der Steiermark und in Salzburg.
An diesem Tag wurde er von zwei Gendarmen in Leogang überrascht, woraufhin er versuchte vor diesen zu fliehen. Der Fluchtversuch war aber vergeblich und nachdem ein Gendarm vier Mal auf ihn geschossen hatte, ergab sich Thomas Rieder.
Mehrere Diebstähle wurden ihm angelastet
Ihm wurde eine ganze Reihe von Diebstählen zur Last gelegt, weshalb die nationalsozialistischen Behörden „einen eingewurzelten Hang zum Stehlen“ behaupteten. So wurde er als „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ und „Volksschädling“ eingestuft, da er die Taten mit „bösem Vorsatz“ begangen und dabei die kriegsbedingen „außergewöhnlichen Verhältnisse“ ausgenützt habe. Außerdem wurde er angeklagt, sich absichtlich dem Kriegsdienst entzogen und auch nach mehreren Belehrungen nicht beim Wehrmeldeamt gemeldet zu haben. Das Landesgericht schloss, dass Thomas Rieder sich seit August 1942 auf menschenarmen Almen herumgetrieben habe, um sich der Erfüllung des Wehrdienstes zu entziehen, da er gewusst haben müsste, dass er mit einer Einberufung rechnen konnte, da sein Geburtsjahrgang schon zu den Fahnen gerufen wurde.
Bei einem Prozess am Salzburger Landesgericht am 23. Juni 1943 wurde er zum Tode verurteilt, da er als „asozial im höchsten Grade“ wäre, weil er sich „feige versteckt hat, während seine Altersgenossen im Kampf gegen den Feind standen und das Hinterland unsicher gemacht hat“. Da die einzige Milderung, die laut den damaligen Behörden in Frage käme, nur sein Geständnis und die teilweise Zustande Bringung des gestohlenen Gutes war, war die Bitte seines Bruders, Heinrich Rieder, auf Begnadigung seines Bruders ohne Erfolg. Er wurde am 30. Juli 1943 in München-Stadelheim hingerichtet.
Autor*innen: Nina Lohfeyer, Chiara Käfer, Lisa Schernthaner, Anna Steinberger
Quellen und Literatur:
SLA, LG, Gefh, Insassen, I, Rieder Thomas.
DÖW, 20491/44.
Alpenländische Rundschau, 2.8.1941, 7.
Kleine Volkszeitung, 25.7.1941, 9.
Salzburger Zeitung, 24.6.1943, 5.
Stolpersteine Salzburg: Rieder Thomas
Derla: Stolperstein für Thomas Rieder
Arolsen Archives: Urkunden Rieder