Sankt Johann im Pongau

Theresia und Alois Buder

„Warum schreibt mit [sic] meine liebe Mutter nicht, ist Sie böse. Was geht zu Hause vor. Sie soll mir doch einmal schreiben was los ist ich bin auf alles gefasst. An meinen lieben Mann habe ich den grössten Verlust, den ich erleben musste .“

Theresia und Alois Buder halfen Karl Rupitsch, dem Anführer der Goldegger Deserteurs- und Widerstandsgruppe zu flüchten. Neben dem Ehepaar Buder unterstützten auch deren Nachbar Kaspar Wind und dessen Mitarbeiterin Margarete Oblasser die Deserteure in Goldegg. Alois Buder und Kaspar Wind wurden am 28. Oktober 1944 in Mauthausen hingerichtet, Theresia Buder war im KZ Ravensbrück interniert und kam knapp vor Kriegsende im Februar 1945 ums Leben.

Wenn der Widerstand gegen den Nationalsozialismus thematisiert wird,  stehen meistens Personen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, die sich offensiv und aktiv gegen das NS-Regime wandten. Im vorliegenden Fall sind das die jungen Männer, die sogenannten „Goldegger Deserteure“, die den Kriegsdienst verweigerten oder desertierten. Alois Buder, geboren am 22. April 1908 in Lassing (Steiermark) und Theresia  Buder, geborene Steinlechner, geboren am 25. November 1910 in St. Johann im Pongau waren am Rande daran beteiligt. Denn wer aktiv und offensiv Widerstand leistete, war in der Regel auf die Hilfe von anderen angewiesen.

Theresia Buder vor dem Dom. Fotocredit: Privatarchiv Buder

Das ging bei der Versorgung mit Lebensmittel (ohne Lebensmittelkarten war das nicht einfach) los und reichte bis zur medizinischen Versorgung im Notfall, der Beschaffung von Kleidung, vor allem dem Gewähren einer möglichst sicheren Unterkunft, dem Transport oder der Warnung bei Gefahr im Verzug. Alle, die halfen, gefährdeten immer auch sich selbst. Weil das NS-Regime jeden Widerstand mit „Sippenhaft“ verband, waren auch Familienmitglieder in Gefahr. Kinder waren im Falle von Widerstandstätigkeiten eine besondere Gefahrenquelle, da sie nichts erzählen durften. Sie waren auch Leidtragende, wenn ihre Eltern verhaftet und im schlimmsten Fall ermordet wurden.

Für die Familie Buder begann es vergleichsweise harmlos: Der später als treibende Kraft der „Goldegger Deserteure“ geltende Karl Rupitsch wurde am 28. November 1943 wegen Schwarzschlachtens verhaftet und im Gerichtsgefängnis im heutigen St. Johann eingesperrt. Kaspar Wind und andere befreiten Rupitsch aus dem Gefängnis. Wind hatte seinen Betrieb im selben Gebäudekomplex, in dem Alois und Theresia Buder lebten und mit zwei Lastwagen
das Frächtergewerbe betrieben.  Alois Buder beherbergte Rupitsch einige Tage in seiner Wohnung und brachte ihn dann mit einem Lastwagen nach Taxenbach in ein Versteck der Familie Oblasser. Margarete Oblasser war bei Kaspar Wind beschäftigt und so wurde auch die Familie Oblasser in diese Geschichte mit hineineingezogen.

Die Situation spitzte sich zu, als der bis dahin vom Kriegsdienst wegen einer Fußverletzung freigestellte Rupitsch einen Einberufungsbefehl von der deutschen Wehrmacht erhielt und untergetaucht blieb. Er motivierte Bekannte, die auf Heimurlaub waren, zu desertierten und das Kriegsende in den Bergen abzuwarten. Sie versteckten sich in Wäldern und auf Almen, rund um Goldegg-Weng und den Weiler „Boden“ am „Böndlsee“. Damit ging eine Dynamik der Widerstandstätigkeit einher, die eine weitaus größere Dimension annahm als die ursprünglichen Akte des Schwarzschlachtens und der Befreiung von Rupitsch aus dem Gefängnis. Die Gruppe verfügte über Waffen, weswegen sie den Ruf als „Partisanen“ hatte. Sie versorgte sich durch Wilderei und die Hilfe seitens der Ortsansässigen. In der Goldegger Polizeichronik 1943 hieß es über die Deserteure: „Sie erhalten von der Bevölkerung, namentlich von jener der Ortschaft Boden, alle nur mögliche Unterstützung, weshalb auch eine Festnahme der Flüchtigen bis heute nicht erfolgen konnte.“ 

Das nationalsozialistische Regime ging schließlich mit der ihr zur Verfügung stehenden Macht in aller Brutalität gegen diese Gruppe der Kriegsdienstverweigerer und Deserteure, aber auch gegen die sie Unterstützenden vor. In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 1944 wurde das Gebiet zwischen Mühlbach am Hochkönig, Dienten am Hochkönig und Goldegg von ca. 1.000 Männern des in Hallein stationierten SS-Bataillons eingekreist, außerdem waren ca. 70 Gestapo- und Kripo-Leute vor Ort. In den frühen Morgenstunden des 2. Juli 1944 ging der „Sturm auf Goldegg“ los: „Die Wälder wurden durchkämmt, Heustadel gefilzt und angezündet, die Bauernhäuser und Almen durchsucht, die Bewohner zusammengetrieben, bedroht und verdächtige Personen verhaftet.“  Unter ihnen war Karl Rupitsch.

Das hatte fatale Folgen für viele am Rande Beteiligte, da Rupitsch (und vermutlich andere) unter Folter aussagte und Namen preisgab. Wie brutal die Gestapoleute dabei vorgingen, ist in zahlreichen Aussagen im Verfahren über die Angehörigen der Gestapo, Georg König, Josef Erdmann, Hubert Hueber und andere dokumentiert.  Die hauptverdächtigen Männer wurden übel zugerichtet.