Orte des Gedenkens
und der Erinnerung

Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Land Salzburg

„Beyond Recall“ auf dem Brückenkopf der Staatsbrücke, Brigitte Kowanz, 2011.
(Foto: Stefanie Ruep)
„Beyond Recall“ auf dem Brückenkopf der Staatsbrücke, Brigitte Kowanz, 2011. (Foto: Stefanie Ruep)

Widerstand im Nationalsozialismus umfasst eine große Bandbreite, von organisiertem bis hin zum individuellen Widerstand. Wer immer sich dafür entschied, nicht nur nicht mitzuspielen, sondern widerständig zu handeln, riskierte das Leben. Die Motivationen für derartige Entscheidungen waren breit gefächert, manchmal eine Entscheidung im Moment.

Das Projektteam Orte des Gedenkens realisiert im Zeitraum zwischen 2022 und 2027 Erinnerungsorte an Widerständige in den Jahren der NS-Herrschaft in allen sechs politischen Bezirken des Bundeslands Salzburgs. Kern des Projekts ist eine Verschränkung von historischer Forschung, künstlerischer Thematisierung und pädagogischer Vermittlung, in enger Zusammenarbeit mit regionalen Initiativen.

Erinnern als politische Praxis

Jede Initiative zur Realisierung eines Ortes des Gedenkens provoziert Fragen zum kollektiven und individuellen Erinnern bzw. zum kulturellen Gedächtnis. Diese Fragen berühren auch das Vergessen, Verdrängen, Verleugnen bzw. Verschwinden. Sie sind unmittelbar mit der jeweiligen Gegenwart einer sich verändernden gesellschaftlichen Haltung verknüpft. Eine wesentliche Motivation für dieses Projekt liegt darin, dass sich unsere Gesellschaft heute an der Schwelle zu einer Erinnerung ohne Zeitzeug*innen befindet und die Erzählungen über nationalsozialistische Verbrechen durch die erinnerungspolitische Neuformierung und einer damit einhergehenden Umwälzung und Neuordnung alter Wertesysteme zur Diskussion gestellt werden. Nicht zuletzt deshalb ist die Praxis des Erinnerns auch als eine Praxis von Politik zu begreifen.

Antifaschismus-Mahnmal, Heimo Zobernig, 2002, am Südtiroler Platz vor dem Salzburger Hauptbahnhof. (Foto: Albert Lichtblau)

Konkretisierungen von Erinnerungsorten als temporäre künstlerische Projekte und die Zusammenarbeit von Künstler*innen, (Kunst-)Historiker*innen und Vermittler*innen können eine offene und kritische Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte initiieren. Auch wenn es um die Beschäftigung mit konkreten Biografien im Widerstand gegen den Nationalsozialismus geht, werden die Geschichten nicht isoliert, sondern in der Zusammenschau wahrnehmbar und mit Fragen der Gegenwart verknüpfbar. Die Aufmerksamkeit gilt den unterschiedlichen Formen von Widerstand und der Thematisierung individueller Handlungsmöglichkeiten in gesellschaftlich-politischen Situationen, in denen freie Meinungsäußerung Grund für Verfolgung wird. Die historische Beschäftigung hilft dabei, die Vielfältigkeit der Beweggründe für Widerstandshandlungen zu verstehen und das spezifisch Lokale sichtbar zu machen.

Memorial für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Iris Andraschek, 2019, mit dem Rosa Hofmann Gedenkstein im Stölzlpark im Salzburger Stadtteil Maxglan. (Foto: Stefanie Ruep)

Einbindung in regionale Geschichte/n

Die Zusammenarbeit mit aktiven Multiplikator*innen in den Regionen spielt für das Gelingen des Projektes eine Schlüsselrolle. An jedem Standort wird ein pädagogisches Begleitmodul entwickelt, das es Schüler*innen ermöglicht, sich sowohl mit der jeweiligen historischen Biographie/Thematik als auch mit der künstlerischen Ausgestaltung am jeweiligen Ort des Gedenkens und Erinnerns auseinanderzusetzen.

Denkmal zum Juliputsch, Erwin Schleindl, 2017, in Lamprechtshausen (Foto: Robert Obermair)

Realisierung

Die Realisierung des Gesamtprojekts ist auf sechs Jahre angelegt. Pro Jahr wird ein konkreter Erinnerungsort in einem der politischen Bezirke Salzburgs realisiert. Im Vorfeld dessen werden über Multiplikator*innen mit den jeweiligen Gemeinden Gespräche geführt und werden die Bewohner*innen von Beginn an aktiv einbezogen, sodass der Erinnerungsort als „ihr“ Ort und das Projekt als das der jeweiligen Gemeinde angesehen und angenommen werden kann.