St. Johann im Pongau

Theresia und Alois Buder-Brücke

Die Neu- und Umbenennung einer Straße, eines Platzes, einer Parkanlage oder einer Brücke beinhaltet immer auch eine Ehrung von bestimmten Personen, an die prominent erinnert werden soll. Damit verbunden ist auch eine öffentlich kundgemachte Form der Anerkennung, die immer auch die Frage, was und wer im Kontext der öffentlichen Würdigung bislang vergessen wurde, berührt.

Angeregt durch die Forschung und Publikation von Michael Mooslechner und Robert Stadler wurde in St. Johann im Pongau in den späten 1980er Jahren eine erste Gedenktafel in Erinnerung an den Widerstand gegen das NS-Regime realisiert. Auf Antrag der damaligen SPÖ-Vizebürgermeisterin Maria Bommer wurde im Gedenkjahr 1988 für das Ehepaar Theresia und Alois Buder und für Kaspar Wind von der Stadtgemeinde eine Erinnerungstafel „Zum Gedenken an die Widerstandskämpfer der NS-Zeit“ beim Künstler Guido Friedl in Auftrag gegeben. 1989 ist diese Gedenktafel in der rechten Nische der Vorhalle der Urnenkapelle angebracht worden, wo sie hinter den geöffneten Gittertoren kaum wahrnehmbar hängt.

2015 wurde im Zuge einer Stolpersteinverlegung in St. Johann im Pongau – initiiert und organisiert von der „Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau Zeitgeschichte und regionale Erinnerungskultur“ – ebenfalls Widerständigen gegen das NS-Regime gedacht: Für Alois und Theresia Buder wurde jeweils ein Stolperstein in der Liechtensteinklammstraße 3 vor dem „Gassnerhaus“, in dessen hinterem Areal sich ihre Wohnung und Betriebsstätte befand, verlegt, für Kaspar Wind ein Stolperstein in der Pöllnstraße 2, seinem damaligen Wohnhaus.

Im Rahmen unseres Projekts hätte die Künstlerin Tatiana Lecomte vorgeschlagen, den „Kleinen Park“ im Zentrum von St. Johann im Pongau in „Buder-Park“ in Erinnerung an Theresia und Alois Buder umzubenennen. Die beiden hatten in den Jahren der NS-Herrschaft den zentralen Akteur der Goldegger Deserteure Karl Rupitsch nach seiner Flucht aus dem Gefängnis versteckt und wurden dafür drakonisch bestraft. Alois Buder wurde im Oktober 1944 im KZ Mauthausen hingerichtet und Theresia Buder starb im Februar 1945 im KZ Ravensbrück. Zurück blieb ihr fünfjähriger Sohn Walter.

Nachdem die Neubenennung des Kleinen Parks seitens der Besitzerin abgelehnt worden war, schlug das Projektteam der Gemeinde die Namensgebung der Brücke über die Wagrainer Ache und die Errichtung einer Erinnerungstafel auf gemeindeeigenem Grund schräg gegenüber dem „Gassnerhaus“ vor, als eine im Sinne der Künstlerin Tatiana Lecomte angemessene Form der Würdigung mutiger Menschen.

Bei der Sitzung der Gemeindevertretung am 22. Februar 2024 wurde der Antrag einstimmig angenommen; der Name „Theresia und Alois Buder-Brücke“ soll im Zusammenwirken mit der Texttafel und den 2015 verlegten Stolpersteinen einen neuen Erinnerungsraum an den geleisteten Unterstützungswiderstand schaffen und uns an die Unmenschlichkeit des NS-Terrorregimes erinnern. Am 11. Mai 2024 wurde die Brücke offiziell umbenannt.

Ausführliche Thematisierung des Unterstützungswiderstands von Theresia und Alois Buder: Textheft Orte des Gedenkens St. Johann/Pg, S. 12–37. Zur Neubenennung der Brücke vgl. S. 38–49.

Broschüre Theresia und Alois Buder

Das Textheft zum Ort des Gedenkens St. Johann im Pongau